#4 / 2022

TERMIN: 26.04.22 / 20h

Thema: Selbsterfahrung mit Pferden – welche Erkenntnisse/Einsichten habe ich über mich durch das Zusammensein mit (einem) meinem Pferd bekommen, die ich sonst nicht hätte?

Hallo ihr Lieben. 

Vielen Dank für das vertrauensvolle Teilen eurer Erkenntnisse im Kontakt mit Pferden.

Für mich ist das ein Herzensthema: die Selbsterfahrung mit Pferden. Und in Gedanken an unseren Treff und dem letzten Seminar mit den Schwerpunkten Stille & Meditation kommen mir selbst ein paar Einsichten. In Lebensphasen gedacht hatte ich in meinen 20zigern den Drang mich auszuprobieren und zu lernen. Ich habe dort die „wilde“ Seite der Pferde gesucht und gefunden und bin daran gewachsen. Diese Wildheit und dadurch die Auseinandersetzung mit dem eigenen „wilden“ Herzen, hat mich erkennen lassen, dass diese innere Stärke, Energie und zuweilen auch Härte einen Gegenspieler benötigt: den Sanftmut. Also den Mut zum Sanft sein – ich habe erfahren, dass egal wie wild und unbezähmbar das Pferd rüberkommt, es auch immer bereit ist, sich mit einer großen Liebe und Sanftheit auf ein Gegenüber einzulassen. Und auch zu sehen, wie sehr diese Wildheit auch ein Schutz vor Gefahr und Verletzung ist, besonders im Zusammenhang mit der Einwirkung eines Menschen. 

Das hat mir geholfen, meinen Weg, den Umgang zu verändern, den Weg einzuschlagen, für den mein Herz wirklich schlägt: der ergebnisoffene Kontakt zu einem Pferd und das in mich hineinhorchen, was das jetzt gerade für mich und mein Dasein bedeutet. Und wenn es dann schön ist, es voll zu genießen. Einfach mal auf der Koppel faulenzen, die Sonne genießen oder auch zu guter Musik konzentriert gemeinsam den Rhythmus zu finden… so viel zeigt sich für mich im Loslassen.

Nach dieser Ausschweifung von meiner Seite, hab ich sehr fasziniert und interessiert euren wundervollen Geschichten & Einsichten gelauscht.

Hier meine kleine Zusammenfassung:

  • Mein Bauchgefühl ist meine innere Kompassnadel, die ich durch Pferde und jetzt durch mein eigenes Pferd lerne mehr und mehr wahr- und Ernstzunehmen. Auch im Job eine hilfreiche Erkenntnis.
  • Mein Pferd hat mich auf ein Lebensthema hingewiesen: Grenzen zu setzen. Durch dieses Grenzen setzen den eigenen „safe space“ zu wahren und dem Gegenüber auch dadurch die Möglichkeit zu bieten auch einen solchen „safe space“ zu haben. So kann ich und auch mein Pferd viel besser entspannen – aus der entspannten Distanz , können wir dann Viel leichter zusammen rücken und auch mit mehr Nähe gut miteinander sein.
  • Dazu gehört auch Achtsamkeit, Ruhe und die Frage „Wie ist es jetzt“ für mich. Also in diesem Grenzen setzen steckt vieles und nicht zuletzt die Erkenntnis, was mir gut tut.
  • Durch meine Pferde habe ich erkannt, dass ich eigentlich schon viel Wissen „angehäuft“ habe, dieser Haufen, aber doch schnell wieder im Alltag verschüttet wird. Zum Thema Gesunderhaltung muss ich immer wieder dieses Wissen „wecken“. Auch habe ich erkannt, dass ein gemeinsamer Weg ein Fernziel (Leuchtturm) hat, jedoch Schritt für Schritt, eben gemeinsam begangen wird. Wie ein Puzzle setze ich jedesmal die Schritte zusammen, auf dem Weg zum Leuchtturm.
  • Durch die Erfahrung, dass es nichts bringt, wenn ich mich ausgebrannt und körperlich schlecht fühle, zum Pferd „quäle“ und versuche zu arbeiten, wurde mir klar, dass das auch im „richtigen Job“ nichts bringt. Lieber einen Tag pausieren und dafür den Rest der Woche gut durchkommen, als weiterzumachen und dann 1 Woche krank zu sein. 
  • Mein großes „Dauer – learning“ mit meinem Pferd ist die Entdeckung der gemeinsamen Ruhe. Früher bin ich sehr mit den Emotionen meines Pferdes mitgegangen, habe mich gemeinsam mit meinem Pferd aufgeregt… Heute habe ich gelernt: Entschleunigung und Ruhen tuhen mir besonders in aufreibenden Situationen gut. So kann ich bei mir bleiben, für mich sorgen. Auch konnte ich so mein Pferd anders wahrnehmen und unabhängig von eigenen Interpretationsmustern und Projektionen erkennen, dass es mich „nicht ärgern will“. Sondern dass ihm die Situation ernst ist. Das hat mir auch im Bezug zu meinen Mitmenschen sehr geholfen.
  • Für mich war die größte Erkenntnis in letzter Zeit mit meinem Pferd: die „Quality time“ zu zelebrieren. Mein Ziel: Zeit schön miteinander zu verbringen! So kann ich auch die Stimme meines Pferdes besser hören und im Zweifel eher meine Vorstellungen und Pläne loslassen und was machen, was uns beide motiviert. Da gibt mir mein Pferd deutlich positives Feedback, das ermutigt mich, das so weiterzumachen und ich merke, das tut mir sehr gut. Ich lerne dadurch auch meinem Bauchgefühl auch in der Konsequenz zu folgen und bin mehr dazu in der Lage mein Ding zu machen. Das lässt sich für mich auch auf Mitmenschen übertragen: auch in der Stallgemeinschaft achte ich auf Quality time, denn es ist schließlich meine Freizeit, die ich teuer bezahle!
  • Meine Erkenntnis ist, dass die Grundsätze der Kommunikation, die bei Menschen funktionieren auch beim Pferd klappen. Klarheit ist hier für mich wichtig. Die Erkenntnis, dass diese Klarheit von mir kommen muss, dass es auf mich ankommt, diese Kommunikation mitzugestalten. Dafür muss ich auch im Kopf klar sein, fokussiert sein. Ich sage mir – und meinem Pferd – im Kopf: „Jetzt kommt es drauf an“ und es klappt, das worauf es ankommt, das kommt eben an. Dabei bin ich ganz bewusst da: Ich reite jetzt! Dadurch komme ich auch in meinen Körper, nehme meinen Sitz bewusst wahr. So gelingt es mir Verantwortung zu übernehmen und für mich und mein Pferd da zu sein – egal wie die Situation sich verändert.
  • Für mich sind es erstmal zweierlei Dinge: etwas wirklich gut zu verändern, wenn es mich wirklich stört und zum anderen die (schmerzhafte) Erkenntnis, dass einfach nicht mehr alles möglich ist. Durch mein Pferd habe ich nachhaltig mein Körpergefühl verbessert, in dem ich aktiv etwas dafür tue: Ausgleichssport. Das tut mir gut und ich hätte es ohne mein Pferd nicht mehr so gemacht. Außerdem merke ich, dass ich anders angeschaut werde als früher, von anderen Reitern. Mir wurde klar: okay es ist eine andere Lebensphase, ich bin nicht mehr der junge Hüpfer, dem kein Hindernis zu hoch ist. Ich habe jetzt andere Themen, ordne mich anders in der Reiterwelt ein. Zum anderen konnte ich mir den Traum und die Sehnsucht nach dem Ponyhof – Leben erhalten. In diesem Gefühl kann ich loslassen, wieder frei und wild sein und durchs Gelände tigern. Dieses Loslassen ist ein abgeben von Verantwortung, es fühlt sich leichter an. Ohne die Pferde wäre mir das nicht bewusst und so möglich.

Nochmals vielen Dank für das Teilen eurer Schätze in der Runde! Ein echtes Geschenk.

Wie schon angemerkt: ich habe ein kleines Podcast – Projekt, was soglangsam Fahrt aufnimmt. Ich werde in diesem Projekt einige für mich interessante Pferdemenschen interviewen und will herausfinden, was die so antreibt, wie sie so funktionieren, was für sie im Bezug auf Pferde Lebensthemen sind. Da wird es vielleicht auch noch mal eine separate Info – Mail zum geben, wenn es soweit ist. Ansonsten könnt ihr das per Instagram / facenbook verfolgen.

Noch eine kleine Neuigkeit: ich bin dieses Jahr wieder viel mobil unterwegs, unter anderem Richtung Norden (Hamburg und Schleswig Holstein) und Hessen (Raum Kassel), wer sich da mit Unterricht anschließen möchte, kann mich gerne kontaktieren. Termine findet ihr auf meiner Homepage.

Horsemanship, Humanship, Pferd, Pferde, Selbsterfahrung, Vertrauen